Niedrige Geburtenrate: Ihr wollt mehr Kinder? Dann nehmt die Väter in die Pflicht!
Ihr wollt mehr Kinder? Dann nehmt die Väter in die Pflicht!


Kompetente Väter braucht das Land, meint WELT-Autorin Stefanie Unsleber
Quelle: Peter Cade/Getty Images/Stone RF; Martin UK Lengemann/WELT
Deutschlands Frauen bekommen zu wenige Kinder. Wer das ändern will, muss die Frauen entlasten. Denn sie tragen die Hauptlast der Familienarbeit. Wege gäbe es: Man könnte etwa das volle Elterngeld nur dann auszahlen, wenn die Väter die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen.
Es ist keine Überraschung, dass das Geburtendefizit in Deutschland einen neuen Höchststand erreicht hat. Denn die Corona-Pandemie hat Eltern vor allem eines gezeigt: Dass sie im Zweifel allein gelassen werden mit all der Überforderung, die Kinder so mit sich bringen können.
Die Schließung von Schulen und Kitas hat Eltern an den Rand ihrer Belastbarkeit gedrängt und auch darüber hinaus. Die Hauptlast tragen, wie häufig im Familienleben, die Frauen – das alles lässt sich durch Studien inzwischen ganz hervorragend belegen. Ist es da ein Wunder, dass sie sich das mit dem Kinderkriegen mittlerweile gut überlegen?
Wer will, dass Frauen mehr Kinder gebären, der muss Mütter entlasten. Und das heißt, die Väter in die Pflicht zu nehmen. Das klappt am besten uber finanzielle Anreize.
Das volle Elterngeld, es handelt sich um 14 Monate, wird Familien momentan dann ausgezahlt, wenn der Mann zwei Monate der Betreuung übernimmt. Das ist lächerlich wenig. Zwei Monate von ein bis zwei Jahren Rund-um-die-Uhr-Betreuung – je nachdem, wann ein Kitaplatz frei wird.
Diese zwei Monate sind zu kurz, als dass Frauen wieder richtig in den Beruf einsteigen könnten. Daher werden sie oft dazu genutzt, dass die Familie zusammen verreist. Und das führt mitunter dazu, dass sich die Frau wieder kümmert. Um den Mann UND das Kind. Verlockend ist das nicht.
Eine moderne Familienpolitik sähe anders aus: Das volle Elterngeld gäbe es eben nur dann, wenn die Väter die Hälfte der Betreuung übernehmen – das wären sieben Monate.
Wenn es für Mütter selbstverständlich ist, monatelang im Beruf zu fehlen, um das Kind großzuziehen, sollte das auch für Väter gelten. Die einzelne Familie, aber auch die Gesellschaft würden langfristig davon profitieren.
Männer, die in den ersten Monaten mit Baby Verantwortung übernehmen, merken, dass sie das können: zum Kinderarzt gehen, das Kind bespaßen, es in den Schlaf begleiten. Und ganz ehrlich: Mit einem kompetenten Vater, der weiß, was er tut, macht es Müttern viel mehr Spaß, ein Kind großzuziehen. Und mit ihm bekommen sie vielleicht auch noch ein zweites.
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