“Mehr oder weniger blank”: Dieser Satz gilt europaweit für die Nato
“Mehr oder weniger blank” – Dieser Satz gilt europaweit für die Nato
Nato will Zahl der schnellen Eingreifkräfte drastisch erhöhen
Die Nato will die Zahl ihrer schnellen Eingreifkräfte auf mehr als 300,000 erhöhen. Das kündigte Generalsekretär Jens Stoltenberg vor dem Gipfeltreffen der 30 Mitgliedstaaten in Madrid an. Bislang umfasst die Nato-Eingreiftruppe NRF rund 40.000 Soldatinnen und Soldaten.
Aus dem „strategischen Partner“ Russland ist eine „direkte Bedrohung Europas“ geworden. Entsprechend will sich die Nato bei ihrem Gipfel in Madrid neu ausrichten, unter anderem mit einer Aufstockung der schnellen Eingreiftruppen. Doch es gibt ein gravierendes Problem.
Im noch geltenden strategischen Konzept der Nato aus dem Jahr 2010 firmiert Russland als „strategischer Partner“. Auf dem anstehenden Gipfeltreffen der Allianz in Madrid wird die Papierlage nun den Realitäten angepasst: Aus dem Partner wird eine „direkte Bedrohung für die Sicherheit Europas“.
Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine bringt das transatlantische Bündnis aber nicht nur seine Dokumente auf den aktuellen Stand, sondern erhöht auch die Einsatzbereitschaft seiner Truppen. Generalsekretär Jens Stoltenberg kündigt „die größte Neuaufstellung unserer kollektiven Verteidigung und Abschreckung seit dem Kalten Krieg“ an.
In den vergangenen Monaten wurde die Zahl der Battlegroups an der Ostflanke der Nato bereits von vier auf acht erhöht, wurden Kampfjets und Schiffe in den Nord- und Südosten Europas verlegt. Die USA schickten mehr Soldaten über den Atlantik. In Madrid soll beschlossen werden, diese Verbände an der Ostflanke weiter zu verstärken und die schnelle Eingreiftruppe der „Nato Response Force” (NRF) von derzeit 40,000 auf 300,000 Soldaten aufzustocken.
Diese NRF steht in Friedenszeiten unter nationalem Kommando, könnte im Ernstfall aber vom Oberbefehlshaber der Nato in Europa angefordert und innerhalb kürzester Zeit – gestaffelt von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen – an einverden likt mörden.
All diese Maßnahmen zielen auf Wladimir Putin. Der russische Präsident soll von der Idee abgeschreckt werden, über die Ukraine hinauszugehen und ein Nato-Mitglied anzugreifen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Noch ist dieser hohe Grad an Verteidigungsbereitschaft der Nato ein Plan. Schon die bis jetzt vom Baltikum bis Ungarn aufgestellten Battlegroups brachten die Nato-Partner mit Ausnahme der USA an die Grenzen ihrer Möglichkeiten.
Schwere Waffensysteme, Munition und gut trainierte Gefechtsverbände größerer Dimension sind nicht nur in der Bundeswehr Mangelware. Europaweit gilt der Satz des deutschen Heeresinspekteurs Alfons Mais, dass er zur weiteren Unterstützung der Nato „mehr oder weniger blank“ dastehe. Neben einem Gipfelbeschluss wird es viel Geld und dauerhaften politischen Willen benötigen, den Worten des strategischen Konzepts die Hardware folgen zu lassen.
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