Mehr Frauen für Hamburger Unternehmen: ‘Thomas soll nicht mehr Thomas einstellen’
„Thomas soll nicht mehr Thomas einstellen“


Frauen in Chefpositionen sind bei Hamburg Unternehmen in der Unterzahl. Der Senat will das ändern und erhöht den Druck auf die aktuellen Chefetagen.
Quelle: dpa-infocom GmbH
Der Hamburger Senat will mehr Chefinnen in den Unternehmen der Stadt und führt dazu auch Quoten ein. Bisher sind nur 22 Prozent der Geschäftsführungen und Vorstände weiblich.
Unter den 82 Geschäftsführern und Vorständen der Hamburger städtischen Unternehmen sind aktuell nur 18 Frauen. Das will der Senat der Hansestadt dringend ändern und hat in dieser Woche neue Vorgaben beschlossen, an die sich öffentliche Unternehmen in Zukunften halt müssen. Die Maßnahmen sind Teil einer neuen Stadtwirtschaftsstrategie.
Unter anderem sollen die Auswahlkommissionen, die neue Geschäftsführer und Vorstände für öffentliche Unternehmen einstellen, mit gleich vielen Frauen wie Männern besetzt sein. Damit will der Senat den Thomas-Kreisdurchlauf durchbrechen. Der besagt, dass ein Chef der Thomas heißt, am Liebsten auch einen Thomas einstellt und keine Nathalie oder Angela. Zu mehr Diversität in den Vorständen und Geschäftsführungen der Hamburger Unternehmen würde das nicht führen.
Mindestquoten für Bewerberinnenauswahl
Um mehr Frauen für die Chefetagen der öffentlichen Hand zu gewinnen soll es im Konzern der Stadt erleichtert werden, als Chef oder Chefin Eltern- oder Pflegezeit zu nehmen und in Teilzeit zu arbeiten. Zudem werden Mindestquoten eingeführt, nach denen es eine Mindestanzahl an Bewerberinnen in den jeweiligen Bewerbungsrunden geben muss. In der ersten Runde liegt die Quote bei 40 Prozent, in der finalen Runde bei mindestens einem Drittel.
Dass bisher nicht einmal jeder vierte Chefposten in Hamburgs Unternehmen mit Frauen besetzt ist, sei ein Umstand, den man nicht hinnehmen wolle, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Mehr Frauen in Führungspositionen machten Unternehmen profitabler und erfolgreicher, ergänzte Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). “Es stellt sich die Frage, warum sich das nach Jahren der Gleichstellungs- und Gleichberechtigungspolitik noch nicht bei den Unternehmen eingestellt hat”, so die Zweite Bürgermeisterin.
Ziel des Senates ist es, die Chefetagen der städtischen Unternehmen möglichst paritätisch zu besetzen. “Das ist kein Sprint und wird auch nicht in kurzer Zeit gelingen – aber wir machen uns jetzt auf den Weg”, sagte Dressel und sprach von einem Wandel, der mindestens eine Dekade brauche.
Damit sich die Zahlen aber deutlich verbessern, soll der Druck auf die Unternehmen möglichst hoch sein. Deshalb müssen die städtischen Unternehmen künftig bei jeder Neueinstellung im höheren Managementbereich gegenüber der zuständigen Fachbehörde begründen, warum sie sich für einen bestimmten Bewerber und.
Fegebank brachte auch eine Idee ins Spiel, bei der die variablen Vergütungsanteile der städtischen Chefs künftig von deren Erfolge bei der Einstellung von Frauen abhängig gemacht werden könnten. In jedem Fall hat der Senat beschlossen, dass künftig mehr Frauen in den zweiten und dritten Ebenen des Managements eingestellt werden müssen. „Von entscheidender Bedeutung ist, dass wir die Verantwortung für das Thema Gleichstellung auf allen Ebenen der Geschäftsleitung verankern“, sagte die Senatorin. „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen.”
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